Neues Deutschland
20.4.2005
Theater SiebenSchuh erklärt Kindern die Ursuppe
von Anouk Meyer
Wie erklärt man Kindern, dass nicht alles immer so war, wie es jetzt
ist, dass es vor langer Zeit keine Menschen gab und keine Erde, nicht einmal
Sonne und Mond?
Das Puppen- und Objekttheater SiebenSchuh greift in seinem Stück „Rundherum.
Ein Welttheater“ auf Jahrtausende alte Mythen und Geschichten zurück
und nimmt mit auf eine spannende Reise durch die Zeit. Um wissenschaftlichen
Anspruch geht es im Stück für Kinder ab fünf Jahren nicht, das
ist klar. Stattdessen werden geschickt uralte Mythen, die biblische Schöpfungsgeschichte,
Märchen und Sagen verwoben und zu einem Text geformt, der spannend und
witzig die Entstehung der Welt vermittelt – von der Ursuppe , in der
lediglich der schöpferische Schaffungsgedanke lebendig war, bis zum heutigen
Universum.
Besonders schön ist die Schilderung von der Entwicklung der Erde: Ein
Schildkrötenpanzer inmitten eines riesigen Ozeans bildet die Erdkruste
und eine vom Himmel gefallene Göttin wird zur Urmutter allen Lebens. Menschen
verdanken ihre Gestalt der Schlauheit eines Kojoten, der sie aus Lehm formt.
Die beiden Schauspielerinnen Sabine Kolbe und Anne Swoboda, die auch die Idee
zum Stück hatten (Regie: Barbara Kölling), ziehen von Anfang an in
ihren Bann und entfalten mit einfachsten Mitteln ein Höchstmaß an
Kreativität. Mit Worten, Tönen, Melodien und Objekten verzaubern
sie Kinder wie Erwachsene. Da wird gezwitschert, gegurrt, gekrächzt und
gemuht, es entstehen aus einem metallenen
Halbmond, einem Holzreif und ein paar Stäben Sonne , Mond und Erde und
deren tierische wie menschliche Bewohner aus Silberdraht und buntem Papier.
Eine liebevoll und intelligent gemachte Inszenierung, die Forscherdrang weckt.