Theater SiebenSchuh:
Vom Fischer und seiner Frau

SpielArt Nr.29 III/2003

Schauspiel mit Puppen und Objekten
über die Farben des Meeres, gestrandete Wünsche
und den Reichtum der Welt

Wichtigstes Requisit der Inszenierung, die von Anne Swoboda allein bestritten wird, sind Sardinenbüchsen. Sardinenbüchsen, die auf dem Boden eines Bühnenraumes liegen, der wie ein Aquarium wirkt. Von seinem Rand aus angelt die Spielerin: Jede Büchse enthält ein anderes Wasser-Märchen. Als sie die mit dem Fischer und seiner Frau öffnet, da schälen sich zwei Püppchen heraus, und die eine, die Frau, klagt, wie eng sie’s haben in ihrem Pisspott, wie Sardinen in der Dose... Und ihr Mann, der den sprechenden Butt an der Angel hatte und ihn frei ließ, ohne sich etwas zu wünschen, er soll noch mal hinausfahren auf‘s Meer, um einen sehnlichen Wunsch nachzuschieben: eine Hütte soll’s sein!
In einer großen Konservendose segelt der Fischer hinaus, der Butt aber lässt sich nicht lange bitten: “Geh nach Haus, es ist schon alles da!” Und siehe da: Der Butt selbst verwandelt sich in eine gemütliche kleine Hütte mit Schuppen und Hühnerstall und alles scheint gut, zum Frühstück gibt’s ein frisches Ei – doch plötzlich entdeckt die Frau, dass ein Ei für zwei nicht genug ist. Eine Villa soll her, die für viele Hühner Platz hat, und wieder lässt sich der Mann vorschicken, und wieder verwandelt sich der Butt: in ein prächtiges Haus, so groß, dass die Sprache darin spazieren geht...
Die Moral von der Geschichte aber ist am Ende nicht, dass maßloses Wünschen bestraft wird und die beiden sich wieder mit ihrem Pisspott bescheiden müssen, sondern Anne Swoboda als Erzählerin verwirft die überlieferten Schlussvarianten und singt statt dessen ein Schlusslied, das zu unbescheidenen, allerdings wohlbedachten Wünschen ermuntert, auch wenn die Erfüllung dieser Wünsche “nicht leicht zu haben” ist.

Eine faszinierende Inszenierung, mit viel Schalk, Schelm und Sinnenfreude, spannend durch ständigen Wechsel der Perspektiven und Rollen, sehr zu empfehlen für Kinder ab 5 Jahren und für alle, die das Wünschen und Staunen nicht verlernen wollen. (GH)

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