Erzählfestival Mundwerk: Sabine Kolbe mit „bewegten Geschichten“

Südkurier
3.11.2005

Es war, als würde sich eine Schatulle aus der Kindheit öffnen. Zum Auftakt des Erzählparcours „bewegte Geschichten“ stellte Sabine Kolbe aus Berlin Verse vor, die fast jeder kennt: „Auf dem Balkon liegt ein Bonbon, wer davon lutscht, ist futsch“, „Ein Mops kam in die Küche und stahl dem Koch ein Ei“, „Er kam an ein Guck und lochte hinein“. Sabine Kolbe kramte all die Abzählverse, Reime, Nonsensgedichte und Wortverdreher heraus, die einem als Kind zum Quietschen brachten vor Vergnügen. Auf der Bühne setzt sie die Verschen in Geschichten um. Sabine Kolbe trug einen roten Hut mit Rohraufsatz – ein Utensil mit vielen Funktionen. Bei Bedarf nahm sie den Kopfschmuck ab und ließ ihn Hörrohr oder Megaphon sein. Sabine Kolbe benötigte nur wenige Requisiten. Eine Klammer war ein Schnupfen, der von Person zu Person sprang und ein in zwei Teile zerlegbarer Kleiderhalter war fast alles, was sie sonst noch auf der Bühne brauchte: Ein Baum, ein Hüpffeld, eine Leiter. Ein Dreh mit dem Gestell und die Kulisse veränderte sich: Da war gerade noch die rasante Geschichte vom „Hähnchen erstickt an einem Böhnchen“, schon saß man mit der „Dickmadam in der Eisenbahn“. Sabine Kolbes Rückblick in die Zeit der Kinderreime und –verse war ein schöner Auftakt für den grenzüberschreitenden Erzählparcours.

Claudia Rindt

 

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